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Stadtpfarrkirche Bad Brückenau – Ging es in den Dörfern ringsum am Martiniwochenende zünftig zu, gab es am Sonntagabend in Bad Brückenau mit einer Gospelmesse einen spirituellen Gegenpart zum kommerziellen Kirmesgeschehen.

Kantor Michael Wollmann hatte ein harmonisches Miteinander aus Chor und Orchester zusammengestellt, bestehend aus einem professionellen Streicherensemble aus Würzburg, einem gemischten Chor aus den Chören der Kirchengemeinde und einem Bläserensemble einheimischer Nachwuchsmusiker und das ganze mit hervorragenden Solisten zusätzlich aufgewertet.
Auf dem Programm stand die Gospelmesse “Missa Parvulorum Dei“ für Solo, Chor und Orchester.
Als Einstimmung auf die eigentliche Messe brillierte Martin Seiwert an der Orgel bei einem Stück von Max Reger, der „Tocata und Fuge D-Dur op. 69“.
Der zeitgenössische Komponist Thomas Gabriel ließ das Publikum dann bei seinem Konzertstück für Orgel und Streicher in himmlische Sphären entweichen. Wähnte man sich im Moment noch bei „Star wars“ und seiner Filmmusik, hörte man im nächsten Moment die Engel jubilieren.
Nach dem Umzug des Ensembles von der Orgelempore in den Chorraum sang Bassbariton Rudolf Gerr, begleitet von einem angenehm zurückhaltenden Klavier „In moments like these“ von David Graham.
Die Gospelmesse selbst, begann mit einem Psalm. Der besondere Reiz bei Gospel ist sicher für den Zuhörer, kirchliche Texte in einem melodiösen Englisch zu hören mit einem Rhythmus, der selbst in der harten Kirchenbank zum Mitwippen und Fingerschnippen einlud. „Oh lord, how glorious is your name!“ der Titel des Psalms. Die Sopranistin Anja Gutgesell schaffte es mit ihrer ausdrucksstarken Stimme gegen Ensemble und Chor als Solistin zu bestehen und Akzente zu setzten, die von einzelnen Instrumentalsolisten noch verstärkt wurden. „Lord have mercy“, „Glory to god“ und „I believe in god“ schlossen sich als Kyrie, Gloria und Credo an. Schloss man als einer der gut 150 Zuhörer im voll besetzten Kirchenschiff die Augen, wähnte man sich irgendwo im Tiefen Süden der Staaten bei einem afroamerikanischen, frohgemuten Gottesdienst.
Kontrastprogramm dann allerdings die Meditation zu „Wer nur den lieben Gott lässt walten“. Sabine Scholz am Alt-Saxophon, Lukas Breitenbach mit seiner Trompete, Lukas Dill an der Posaune Martin Seiwert am Klavier und vor allem Bernd Miller am Vibraphon als Solisten machten diesen Psalm hör- und vor allem fühlbar mit ihrer Interpretation des Textes.
Der treibende Beat von Tobias Breitenbach am Schlagzeug ließ das „Holy, holy is the lord allmighty“ zum Sanctus zu einem Gänsehauterlebnis werden. Solistin und Chor schwangen sich zu Jubelstürmen auf, die die Pfarrkirche schier zur Kathedrale machten.
Ganz anders dann das Agnus: „Lamb of god, you take away the sins of the world“, Vibraphon und Altsaxophon brachten die getragene Stimmung des Chors wunderbar zum Ausdruck.
Mächtig anschwellend dann der Schlußssegen „May the lord make you increase“.
Hier zeigten alle Akteure, egal ob Hobbysänger oder Profiinstrumentalist, neben den bereits genannten Solisten und Sängern von Kammerchor, Kirchenchor und Projektchor wirkten noch der Posaunist Christopher Dehl und Manuela Möller mit ihrer Trompete im Bläserensemble mit, mit welcher Begeisterung sie dieses musikalische Projekt über mehrere Wochen mit intensiven Proben durchgezogen haben.
Nicht endend wollender Applaus und eine Zugabe zeigten, dass auch das Publikum dieses Feeling verstanden, aufgenommen und sicher auch im Herzen aufbewahrt hat. Kantor Markus Wollmann bewies mit der Wahl, diese Messe zur Aufführung zu bringen, wieder mal ein glückliches Händchen.

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