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Wort der bayerischen Bischöfe – Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,als katholische Christen leisten wir aus dem Glauben heraus und in Verantwortung vor Gott einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung unserer Gesellschaft. Wir setzen uns für das Gemeinwohl ein, in dem wir Ehrenämter übernehmen, soziale Berufe ausüben und uns in der Politik engagieren, aber auch indem wir für das Gemeinwesen beten und in Ehe, Familie und Beruf Zeugnis geben für das Evangelium vom Reich Gottes. Solches Handeln und Beten hat seinen Ursprung in der Nachfolge Christi. Unser Herr Jesus Christus ist Mensch geworden, um in dieser Welt die Frohe Botschaft vom Reich Gottes zu verkünden, das ein Reich des Friedens, der Gerechtigkeit und der wahren Freiheit ist. Christlicher Glaube ist engagiert und solidarisch mit all denjenigen, mit denen wir Christen in einer offenen Gesellschaft zusammenleben. Gerade in Zeiten von Wahlen kommen vor allem jene Christen in den Blick, die sich mit Politik beschäftigen und sich als Politikerinnen und Politiker aktiv in das gesellschaftliche Geschehen einbringen. In unterschiedlichen Parteien bringen Christen ihre politischen Überzeugungen ein und versuchen, je auf ihre Weise nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln. Dabei bleibt es nicht aus, dass auch unterschiedliche Wege eingeschlagen werden, um anstehende Probleme zu lösen und gesellschaftliche Herausforderungen im Geist und mit den Prinzipien der Katholischen Soziallehre zu bewältigen.
Es kommt deshalb darauf an, sich immer wieder neu auf die christliche Wertebasis zu besinnen, die die Grundlage unserer Kultur und unseres Zusammenlebens ist. Zum unverzichtbaren Wertebestand gehören aus christlicher Sicht die von Anfang bis Ende des Lebens unverlierbare Würde des Menschen als Ebenbild Gottes, die Ehrfurcht vor Gott und die Achtung religiöser Überzeugungen, die Bewahrung der Schöpfung, die Sorge um Kranke, Behinderte und Benachteiligte, der Einsatz für soziale Gerechtigkeit, der Schutz von Ehe und Familie als wichtigster Keimzelle der Gesellschaft.

Wir sind dankbar für das gute Miteinander von Staat und Kirche in Bayern. Daran wollen wir in partnerschaftlicher Weise festhalten. Im regelmäßigen intensiven Gedankenaustausch und in vielfältigen Gesprächskontakten zwischen Politik und Katholischer Kirche zeigt sich auch, dass ein grundsätzliches Vertrauen da ist, um gemeinsam für das Wohl der Menschen zu arbeiten.

Wir Bischöfe danken allen Politikerinnen und Politikern, die sich uneigennützig engagieren, und ermutigen sie zu ihrem Tun. Wir möchten zugleich alle Wahlberechtigten aufrufen, das Engagement unserer Politikerinnen und Politiker wertzuschätzen. Dazu gehört wahrzunehmen, was Politikerinnen und Politiker äußern, ihre Positionen und, welche Konsequenzen damit verbunden sind, zu bedenken, Rückmeldung zu geben und sich am politischen Diskurs zu beteiligen.

Die Zukunft unserer Gesellschaft kann nur dann gelingen, wenn sie als Gemeinschaftsaufgabe verstanden wird. Es sind dafür nicht nur „die da oben“, die Politikerinnen und Politiker, verantwortlich. Wir alle tragen Verantwortung, die wir auch wahrnehmen, wenn wir von unserem Wahlrecht Gebrauch machen.

Die Wahl ist ein wichtiger Beitrag für unser demokratisches Gemeinwesen. Es geht darum, in christlicher Verantwortung mitzureden und mit zu entscheiden. Nach der Wahl gilt es, sich weiter zu engagieren und aufmerksam am politischen Geschehen teilzunehmen. Wir erwarten, dass inhaltliche Aussagen der Parteien, Politikerinnen und Politiker im Wahlkampf und danach Gültigkeit haben. In gleicher Weise stehen wir als Kirche zu unserer Zusage, auch in Zukunft unseren Teil für ein menschenwürdiges, sinn- und wertorientiertes Zusammenleben zu leisten,

Würzburg, 15. September 2008

Für das Bistum Würzburg

+ Friedhelm
Bischof von Würzburg
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