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Römershag – Im Erzählcafé Römershag ging es um ein wichtiges Kapitel der Brückenauer Kur-Geschichte. Angelika Someruga hatte viel zu berichten

Der Fuldaer Fürstabt Amand von Buseck glaubte, als 1747 die ersten Heilquellen in Brückenau entdeckt wurden, mit dem Versand des Heilwassers Geld machen zu können. Damit das heilkräftige Wasser verschickt werden konnte, brauchte man Wasserkrüge aus Ton. Zu diesem Zweck wurde der Entschluss gefasst, im nahe gelegenen Dorf Römershag eine Krugfabrik zu errichten. Die Handwerker wurden aus dem Rheinland geholt. Das Material musste aus dem fast neun Stunden Fußmarsch entfernten Abtsroda herbeigeschafft werden. In Römershag besaß der Fürstabt große Wälder, die das notwendige Brennmaterial lieferten.

1749 waren die Hauptgebäude der Krugbäckerei und ein Jahr später die Nebengebäude vollendet. Die gesamte Anlage bestand aus dem Krughaus mit den Brennöfen, dem Krug- und Brennschuppen und dem geräumigen Wohnhaus der Krugbäckerfamilie Gerhard.

Wirtschaftliche Grundlage für das Einkommen eines Krugbäckers war das Vorrecht, Mineralwasserkrüge für das Staatsbad Brückenau zu liefern. Die ersten Jahrzehnte nach der Gründung waren die günstigste Zeit für das Bad und die Krugherstellung. Die Krugbäckerei in Römershag florierte.

Die Wirren der napoleonischen Kriege und die daraus resultierenden ständig wechselnden Landesherren ließen die Krugbäckerei fast niedergehen. Ab 1819 ging es wieder aufwärts.

Ab 1853 bezog die Stadt die günstigeren Wasserkrüge aus der rheinischen Gegend. Die Römershager Krugbäcker schafften sich mit der Lieferung von Wasserkrügen nach Friedrichshall in Thüringen ein zweites Standbein. 1854 wurden im Dorf wöchentlich fast 6 000 große und 4 000 kleine Krüge für Friedrichshall gebacken. Ab 1875 wurden Wasserkrüge nach und nach durch Glasflaschen ersetzt. Die Krugbäckerei produzierte nur noch Gebrauchsgeschirr. Sie konnte sich noch bis 1891 behaupten und wurde dann aufgelöst.

Die Krugbäckerei mit allen Anlagen wurde im August 1978 abgerissen, und viele Besucher des Erzählcafes nickten zustimmend, als dies Angelika Someruga vortrug. Heute erinnert nichts mehr an der Stelle an die alte Krugbrennerei. Als letztes Andenken findet man in Römershag ab und zu beim Umgraben noch Tonscherben.

Zeugnisse der Krugbäckerei lassen sich aber noch bei einigen Römershagern finden. Helma Betz, eine Nachfahrin der Familie Gerhard, besitzt noch einige Krüge. Auch Angelika Somaruga hat einen alten Bierkrug in ihrem Besitz entdeckt. Der Stempel in Form eines Stern belegt die Römershager Krugbäckerei als Herstellungsort.

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