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Rund 1000 Eheleute beim Gottesdienst für die Silber-Ehepaare im Kiliansdom – Fußball am Freitagabend nur Nebensache – Großes Interesse an den Gottesdiensten für Jubelpaare Als Bischof Dr. Friedhelm Hofmann kurz vor dem Schlusssegen den 1:0-Sieg der deutschen Nationalmannschaft bekannt gab, brandete spontaner Applaus durch den Kiliansdom. „Sie haben also nach der ersten Halbzeit nichts verpasst“, betonte der Bischof. Ansonsten spielte das Viertelfinalspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Frankreich am Freitagabend, 4. Juli, keine Rolle. Rund 1000 Gläubige hatten sich bei sommerlichen Temperaturen versammelt, um das Pontifikalamt für Ehepaare mitzufeiern, die in diesem Jahr ihr 25. Jubiläum begehen, und ihr Eheversprechen zu erneuern. Im Anschluss an die heilige Messe ließen sich die Paare vom Bischof und den weiteren anwesenden Priestern segnen. Für alle Jubelpaare gab es beim Verlassen des Gotteshauses Lebkuchenherzen mit der Aufschrift „Ich verspreche Dir die Treue“. Insgesamt nahmen in den Tagen vor der Kiliani-Wallfahrtswoche 2014 rund 4000 Gläubige aus dem gesamten Bistum an den vier Gottesdiensten für Ehejubilare teil. Rund 3000 Personen kamen allein zu den drei Messen für die Ehejubilare, die seit 50, 60 oder 65 Jahren verheiratet sind.

„Diese Feier ist Ihnen offensichtlich etwas wert“, sagte der Bischof in seiner Predigt. Er verwies auf die inzwischen populäre Sitte frisch Verliebter, ein Vorhängeschloss mit eingraviertem Namen an Brückengeländern zu befestigen und den Schlüssel im Fluss zu versenken. „Menschen suchen nach einer äußeren Bekundung ihrer Liebe. Sie möchten den Zustand des Verliebtseins beibehalten. Sie machen ihre Liebe gleichsam öffentlich und verbleiben doch im Anonymen.“ Ganz anders sei es mit den Silberjubilaren im Dom. „Sie machen heute deutlich, dass Ihre Liebe keine reine Privatsache ist, sondern der Liebe Gottes entspringt und von ihr getragen wird“, sagte Bischof Hofmann.

Neben aufmunternden Sonnentagen hätten die Ehejubilare auch Schatten und Dunkelheit erlebt. Das Bewusstsein, dass Gott als Dritter mit in dem Liebesbund sei, sei ein oft unterscheidendes Merkmal zu den jetzigen Liebespaaren. Gerade in Krisensituationen sei Gott ein entscheidender Faktor. „In dieser von Gott getragenen Gemeinschaft können Kinder Vertrauen in das Leben fassen und zu mündigen Menschen heranreifen.“ Das Eheversprechen beziehe auch Eros und Sexualität mit ein, unterstrich der Bischof. „Das Spannungsfeld aus Lust, Hingabe und Herzensnähe eröffnet den ureigenen Raum für die Zeugung neuen Lebens.“ Liebe wolle und brauche Dauer. „Liebe hat kein Verfallsdatum“, betonte Bischof Hofmann. Die Gläubigen forderte er dazu auf, darüber zu reden, dass selbst bei einem Scheitern Gottes Liebe nicht verloren geht. „Gott ist treu. Er lässt auch die enttäuschten und gebeutelten Eheleute nicht im Stich.“ 

Bei angenehm milden Temperaturen nutzen die Gottesdienstbesucher nach der Messe die Gelegenheit zur Begegnung bei Getränken und Gebäck auf dem Kiliansplatz. Dort erklärten Doris (47) und Harald Weis (48) aus Großostheim, dass es ihnen nicht besonders schwer gefallen sei, auf das Länderspiel zu verzichten, da sie beide keine großen Fußballfans seien. Ihre persönliche Formel für eine gelingende Ehe brachten die beiden so auf den Punkt: „Immer wieder versöhnen, wenn es Streit gab, die Liebe erneuern und Langeweile vermeiden.“

„Der Bischof hat schon recht, wenn er sagt, dass die Weltmeisterschaft alle vier Jahre stattfindet, unsere Silberhochzeit aber nur einmal gefeiert wird“, begründeten Gerhard (48) und Ursula Schendzielorz (49) aus Gerolzhofen ihre Teilnahme am Gottesdienst, auch wenn er ansonsten durchaus an Fußball interessiert sei. Für beide ist die Basis ihrer Ehe das Vertrauen und das Füreinander-Dasein.

„Ich hab gehofft, von draußen Jubel zu hören, wenn Deutschland gewinnt“, sagte nach dem Gottesdienst Bernadette Muckelbauer (46), die mit ihrem Mann Andreas (54) aus Reckenneusig (Landkreis Bamberg) nach Würzburg zum Gottesdienst kam. „Für eine gute Ehe ist viel Verständnis für den Partner notwendig. Außerdem darf man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen“, erklärten die beiden. „Und Humor ist ganz wichtig. Wenn man zusammen lacht, nimmt man nicht alles unnötig bierernst.“

„Dass gleichzeitig das Viertelfinalspiel lief, war blöd, aber angesichts des Siegs letztlich leicht zu verkraften“, sagte Werner Schwab (47) aus Bischbrunn im Spessart, der mit seiner Frau Claudia (47) auf 25 gemeinsame Ehejahre blickt. „Wichtig ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Nicht ein Wille darf auf Dauer alles allein entscheiden“, betonten beide einmütig. Hilfreich sei es auch, sich ab und an gemeinsam etwas Schönes zu gönnen.

„Mit dem Fußballergebnis gerechnet habe ich schon, als wir nach der ersten Halbzeit in den Gottesdienst gegangen sind“, ließ Lucy Michael (53) aus Dettelbach wissen. Mit ihrem Mann Rainer (53) habe sie im vergangenen Vierteljahrhundert Höhen und Tiefen gemeinsam gemeistert. „Man darf nicht resignieren. Viele Paare werfen die Flinte viel zu schnell ins Korn, wenn Probleme auftauchen.“ Beide betonten, dass die Liebe gerade an den Herausforderungen wachse. „Und es ist doch großartig, gemeinsam alt zu werden.“ Es sei wichtig, der jungen Generation ein positives Beispiel vorzuleben.

Als leidenschaftlicher Fußballfan gab sich Dietmar Hodek (51) zu erkennen, der mit seiner Frau Carina (55) aus Kleinrinderfeld (Landkreis Würzburg) nach Würzburg kam, um den Gottesdienst mit dem Bischof zu besuchen. Der schöne Gottesdienst und die Begegnung seien besondere Erlebnisse gewesen, konstatierten die beiden. Jungen Paaren gaben sie den Tipp mit auf den Weg, nichts unter den Teppich zu kehren. „Sonst wölbt der sich irgendwann einmal so auf, dass man darüber stolpern muss.“

„Hauptsache weiter“, lautete der lakonische Kommentar von Manfred Falkenstein (47) zum Fußballspiel, auf das er wegen des Gottesdiensts verzichtet hatte. Für seine Frau Ursula (47) und wegen des Ehejubiläums habe er das gerne gemacht. „Die nächste Weltmeisterschaft kommt bestimmt.“ Das besondere Geheimnis ihrer Ehe liegt nach den Worten der beiden im Vertrauen und der Offenheit, mit der sie einander begegnen. „Wichtig ist auch, um die Liebe zu kämpfen.“
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