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Weltkonferenz der Internationalen Katholischen Landvolkbewegung (FIMARC) endet mit Pontifikalgottesdienst und Jubiläumsfeier zum 50-jährigen Bestehen – Grußwort von Papst Franziskus – Bischof Dr. Josef Clemens: "Tun der Gerechtigkeit ist das spezifische Kennzeichen von Christen" – Resolution einstimmig verabschiedet – Wolfgang Scharl neuer FIMARC-Weltpräsident Mit einem Pontifikalgottesdienst und einer Jubiläumsfeier zum 50-jährigen Bestehen ist am Dienstagabend, 27. Mai, die Weltkonferenz der Internationalen Katholischen Landvolkbewegung (FIMARC) auf dem Volkersberg bei Bad Brückenau zu Ende gegangen. Zwölf Tage lang hatten sich die über 80 Vertreter aus rund 40 Ländern intensiv mit globalen Krisen wie Klimawandel und Hungerkatastrophen beschäftigt und nach neuen Wegen für eine alternative ländliche Entwicklung hin zu Demokratie, Selbstbestimmung und Würde für alle gesucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit wurden von den FIMARC-Delegierten in einer dreiseitigen Abschlussresolution zusammengefasst. Bei den Wahlen des Vorstands wurde der Würzburger Landvolkseelsorger Wolfgang Scharl (52) zum neuen Weltpräsidenten der FIMARC gewählt (Interview folgt). Er tritt damit die Nachfolge von Ki Hwan Chung (Südkorea) an.

Bischof Dr. Josef Clemens, Sekretär des Päpstlichen Rats für die Laien aus Rom, verlas zu Beginn der Jubiläumsfeier ein Schreiben von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Papst Franziskus übermittelte darin der Weltversammlung seine herzlichen Segensgrüße und betonte, dass das Evangelium eine „tiefe soziale Dimension besitzt“. Wörtlich heißt es in dem Schreiben weiter: "Die Aufgabe zur Evangelisierung schließt eine ganzheitliche Förderung jedes Menschen ein und verlangt sie" Wohl durchdachte Programme, punktuelle Maßnahmen oder struktureller Wandel allein genügen nach Ansicht von Papst Franziskus nicht, wenn sie nicht von Einsichten und Verhaltensweisen getragen seien, die „stets der Wahrheit und der Würde des Menschen Rechnung tragen. Die vorrangige Sorge Jesu um die Ärmsten und Schwächsten sei für Christen der "Kompass, um Wege einer gerechten und solidarischen Gestaltung der Gesellschaft zu beschreiten". Unter dieser Maßgabe seien auch konkrete Fragen der ganzheitlichen Entwicklung anzugehen wie die Verteilung von Ressourcen, gerechter Lohn, Bildung oder Gesundheit.

In seiner Predigt beim viersprachigen, internationalen Gottesdienst machte Bischof Clemens deutlich, dass sich die FIMARC für ein Leben in Gerechtigkeit und Solidarität einsetze. Rein menschliches Bemühen um Gerechtigkeit, so der Oberhirte in der Wallfahrtskirche Volkersberg, könne jedoch schnell vergehen. Vielmehr gehörten der Geist Gottes und das menschliche Bemühen um Gerechtigkeit zusammen. Denn erst der Heilige Geist zeige, was wirklich gerecht sei. Dieses "Tun der Gerechtigkeit ist das spezifische Kennzeichen von Christen", sagte Bischof Clemens. Er feierte die Messe in Konzelebration mit dem Würzburger Bischof Dr. Friedhelm Hofmann, Missionsreferent Domkapitular Christoph Warmuth, Pfarrer Pascual Kinoti, Weltseelsorger der FIMARC, sowie weiteren Priestern. Die musikalische Gestaltung hatte die Gruppe Symbolum aus Eßleben übernommen.

Inspiriert von der Botschaft des Evangeliums, kämpfe die FIMARC für das Recht aller Menschen auf Nahrung und Ernährungssouveränität, auf Bildung und Selbstbestimmung, auf eine gesunde Umwelt und die notwendigen Ressourcen zum Leben und Arbeiten, sagte Bischof Hofmann bei der anschließenden Jubiläumsfeier. Wie Papst Franziskus sei die FIMARC davon überzeugt, dass Christen dieses "weltweite System der Gleichgültigkeit und der Ungerechtigkeit nicht länger hinnehmen dürfen, dass wir kämpfen müssen für die Verwirklichung von Menschenwürde und Achtung für jeden.“ Der Bischof verwies weiter auf die beiden Partnerschaften mit Mbinga/Tansania und Óbidos/Brasilien und erklärte: „Der Diözese Würzburg sind die internationalen Beziehungen und Partnerschaften seit langem sehr wichtig."

Der stellvertretende evangelische Regionalbischof Michael Wehrwein sagte in seinem Grußwort, es sei wichtiger denn je, dass Kirche insgesamt hoffnungsvolle und mutmachende Zeichen für die Menschen im ländlichen Raum setze. Es gelte, die eigenen Stärken zu entdecken und auch zu benennen. Er rief dazu auf, Chancen für Menschen im ländlichen Raum zu schaffen. Dazu seien Geduld, ein langer Atmen und Hoffnung nötig, die er den Delegierten wünschte.

Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer stellte fest, dass Unterfranken zwar der "Mittelpunkt Europas", aber keine Metropolregion sei, sondern überwiegend ländlicher Raum. Die Landwirtschaft präge nach wie vor Region und Dörfer und trage maßgeblich zum Erhalt der Kulturlandschaft bei. Es sei wichtig, Landwirtschaft heute so zu betreiben, dass auch nachfolgende Generationen hier gut leben könnten. Walter Heidl, Präsident des Bayerischen Bauernverbands (BBV), erklärte, dass im Freistaat etwa jeder siebte Arbeitsplatz durch die Landwirtschaft gesichert werde. 99 Prozent der Landwirte in Bayern seien bäuerliche Familienbetriebe. Diese sorgten nicht nur für die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln, sondern leisteten auch einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft.

Die Schlussresolution wurde von Delegierten aus 33 Nationen einstimmig verabschiedet und liegt bislang in Englisch vor. Sie wurde vom neuen FIMARC-Präsidenten Wolfgang Scharl auszugsweise verlesen. Darin wird festgestellt, dass sich gegenwärtig die globale Krise in eine allgemeine Krise mit Ernährungs-, Finanz- und Klima-Aspekten verwandelt, die immer mehr Menschen in Armut und in Folge dessen in eine moralische Krise stürze. Den multinationalen Konzernen wird vorgeworfen, dass sie "in unser Leben (…) und sogar unsere Art zu denken eindringen". Die Konzerne werden zudem von der FIMARC dafür verantwortlich gemacht, die Hauptschuld für die Krise zu tragen, weil sie gemeinsam mit dem globalen Finanzsystem die Agrarindustrie favorisieren.

Das Hauptanliegen der Weltversammlung sei es gewesen, eine alternative Entwicklung hin zu Demokratie, Autonomie und Würde für alle zu fördern. Es existieren laut Resolution bereits jetzt viele lokale Projekte wie bäuerliche Familienbetriebe, Direktvermarktung, traditionelles Wissen oder Alternativmedizin. Sie werden von der FIMARC unterstützt, weil sie unter anderem dazu beitragen, Arbeitsplätze für viele Menschen im Sinne eines solidarischen Wirtschaftens zu erhalten. Solidarität sei das Gegenteil von Wettbewerb. In diesen Zusammenhang will die FIMARC den Begriff der Brüderlichkeit neu definieren als Leben in Würde für alle. "Das ist einfach eine Frage der Gerechtigkei"“, heißt es in dem Dokument.
Die Delegierten der FIMARC reisten am Mittwoch, 28. Mai, zum Katholikentag nach Regensburg und nehmen dort an verschiedenen Veranstaltungen zum Beispiel zum Thema "Landpastoral unter erschwerten Bedingungen" teil.
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