header

muttergottes aussenDer Maria Ehrenberg (674 m), an der Westabdachung der Rhön zwischen Dammersfeld und Mottener Haube gelegen, ist seit mehr als 480 Jahren das Ziel von Wallfahrern und Gläubigen, die mit ihren Anliegen und Nöten, ihren Freuden und Sorgen zum Gnadenbild der Mutter der Barmherzigkeit kommen.

Im Jahre 1521 errichtete die Gemeinde Kothen mit Zustimmung des Fuldaer Fürstabtes einen Heyligenstock auf dem Ehrenberg, der damals Orensberg hieß. Sofort setzte ein großer Zulauf aus der Umgebung ein. 1522 bereits ermöglichten die Opfer den Bau einer kleinen hölzernen Kapelle über dem Heiligenstock. Das Aufkommen der Wallfahrt und die Errichtung der Kapelle fanden bald starke Gegner, denn die aufkeimende Reformation sah unter dem Einfluss der Gedanken Martin Luthers in Wallfahrten bloße "Werkerei". Es kam deswegen zu Klagen vor dem geistlichen Gericht. Die Verurteilung zu einer hohen Geldstrafe und das schnelle Erlöschen der jungen Wallfahrt wurde durch den damaligen Landesherrn, den Fuldaer Fürstabt verhindert.

In der folgenden Zeit schenkten die Fuldaer Äbte und Fürstbischöfe dem Maria Ehrenberg immer wieder ihre besondere Vorliebe und Fürsorge: Im Jahre 1666 wurde durch Fürstabt Joachim von Gravenegg eine Kapelle erbaut. 1695 wurde diese Gnadenkapelle unter Placidus von Droste vollendet, 1731 ließ Adolf von Dalberg das heutige Langhaus errichten und seit 1736 die große Treppenanlage mit 254 Stufen bauen. Zum zweiten Mal war der Maria Ehrenberg in Gefahr, als im Zuge der Aufklärung Fürstbischof Heinrich von Bibra die große Fuldaer Prozession verbot und 1787 die Wallfahrtskirche schließen und das Gnadenbild in die Kothener Kirche verbringen ließ. Doch sein Nachfolger machte diese Maßnahmen schon zwei Jahre später wieder rückgängig. Die Bevölkerung der Rhön ließ sich die Verehrung der Mutter der Barmherzigkeit auf dem Maria Ehrenberg nicht nehmen. Auch als in Folge der Säkularisation der Maria Ehrenberg zu Bayern und zum Bistum Würzburg kam, hielt der Zustrom der Wallfahrer aus dem Fuldaer Land an. Der Maria Ehrenberg wurde zum grenzüberschreitenden Treffpunkt der Marienverehrer aus der fuldischen wie der fränkischen Rhön. Auch im 19. Jahrhundert wurden tiefgreifende Umbau- und Erneuerungsarbeiten notwendig, die dank der Hilfe der Wallfahrer durchgeführt werden konnten. In dieser Zeit entstand auch der Marienborn am Fuß der Treppe als hochherzige Stiftung eines dankbaren Wallfahrers.

maria ehrenberg altarZum dritten Mal geriet die Wallfahrt in große Gefahr, als 1937 der Maria Ehrenberg in den Bereich des neuen Truppenübungsplatzes Wildflecken zu liegen kam. Es gab Pläne, die Wallfahrt auf den Volkersberg oder nach Windheim bei Bocklet zu verlegen. Am 10. Oktober 1937 nahmen einige tausend Gläubige aus der hessischen und bayerischen Rhön in einer bewegenden Feier Abschied vom Wallfahrtsort. Doch durch den beherzten Einsatz von Generaloberst Friedrich Dollmann, Oberstleutnant Richard Fleischhauer und Pfarrer Engelbert Kreuzer von Motten konnte die Wallfahrt gerettet und weitergeführt werden. Auch nach 1945 ist durch das Entgegenkommen der US Army bzw. der Bundeswehr (seit 1993) der Zugang an den vereinbarten Tagen möglich. Im Jahre 1958 wurde die Kirche nach den Plänen von Hans Schädel durch einen neuen Choranbau erweitert, der an die Stelle der baufälligen Gnadenkapelle von 1666/95 trat und das alte Kirchenschiff weit überragt. Östlich der Kirche wurde ein großer Platz für Wallfahrtsgottesdienste angelegt mit einem Freialtar unter dem vorgezogenen Dach des Choranbaus. Bischof Josef Stangl von Würzburg weihte am 6. September 1959 den neuen Altar der Wallfahrtskirche.

1998 begannen umfangreiche Arbeiten zur Sanierung der Wallfahrtskirche und ihres Umfeldes. Zunächst wurde eine neue Toilettenanlage errichtet. Auch konnte ein Stromanschluss verlegt werden.

Die Wallfahrtskirche selbst ist in den Jahren 1999/2000 innen und außen renoviert worden. Die Leitung der Maßnahmen hatte Architekt Dag Schröder, Schweinfurt. Die künstlerische Neugestaltung und Ausstattung des Chor- und Altarraums ist ein Werk von Friedrich Koller, Laufen. Unter teilweiser Verwendung des Altarsteins von 1959 schuf er den neuen Altar als Tisch des Herrn und Symbol Christi, des Ecksteins; einen neuen Ambo, den Tisch des Wortes Gottes; die schlanke Tabernakelsäule, das "Zelt Gottes unter den Menschen" (Offb 21,3) und am Schnittpunkt zwischen barockem Langhaus und dem Chorbau Hans Schädels in zeitnahen Materialien und Formen ein Triumphkreuz, das auf den Erlösertod Jesu Christi als Quelle des göttlichen Erbarmens verweist: "Durch seine Wunden sind wir geheilt" (Jes 53,5; 1 Petr 2,24). Das Gnadenbild, das bis dahin in einer schlichten Betonnische stand, ist nun von einer goldenen Scheibe umrahmt: "Die Frau, von der Sonne bekleidet, den Mond unter ihren Füßen, ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt" (Offb 12,1). Der neue Altar erhielt seine Weihe durch Weihbischof Helmut Bauer, Würzburg, am 21. Mai 2000.

maria ehrenberg altarraumIm Jahre 2002 wurde nördlich des Chorbaus ein freistehender Turm errichtet zur Aufnahme der drei vorhandenen kleinen Glocken und von drei neuen, gestiftete Glocken, die in Passau (Glockengießerei Perner) gegossen und am 21. Juli 2002 geweiht wurden. Nun begrüßt ein sechsstimmiges Geläut die Wallfahrer, die zum Ehrenberg kommen.

Das Gnadenbild "Mutter der Barmherzigkeit" ist eine sitzende Madonna mit Jesuskind aus spätgotischer Zeit (um 1400). "Maria schaut den Betrachter mütterlich fragend und einladend an und weist mit der rechten Hand auf das Jesuskind, das in der linken Hand die Weltkugel mit dem Kreuz trägt und die Rechte segnend erhebt." (E. Sturm). Die eindrucksvolle, 55 cm hohe Holzplastik wird zu bestimmen Anlässen wieder wie früher mit Prunkmantel und Krone bekleidet.

Die übrige Ausstattung der Kirche entstammt zumeist der Erneuerung und Erweiterung um 1960. Nähere Auskunft gibt der Kirchenführer von Pfarrer Erwin Sturm (Schnell Kunstführer Nr. 797, 1974).

­